František Sádlík, Symbol moralischer Werte und menschlicher Haltung, die bis heute spürbar sind.

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Für František (1894-1962) und Anna Sádlík (1894-1983) war die Familie alles. In den Schützengräben des Ersten Weltkriegs dachte František nicht nur an sein späteres Unternehmen, sondern auch an seine große Liebe Anna Skalková. Die Brutalität des Ersten Weltkriegs können wir uns heute nicht mal mehr vorstellen. Umso mehr Bedeutung bekommen Mut und Entschlossenheit František Sádlíks, auf die richtige Seite und zu den Legionen in Italien zu wechseln, um für die Entstehung einer unabhängigen Tschechoslowakischen Republik zu kämpfen. Irgendwo hoch in den Bergen und bereits in der Uniform der italienischen Legionäre pflückte er für seine Liebe ein Alpen-Edelweiß. Er bewahrte die Blume für den Rest des Krieges auf, um sie später in die Heimat mitzubringen und seiner zukünftigen Frau zu überreichen. Am 19. Mai 1920 wurden František und Anna Mann und Frau.

Die liebenden und geliebten Töchter, Anna Hofmanová und Zdeňka Ryšavá, sprachen gerne und mit Stolz über ihre Eltern. Anna Hofmanová erinnerte sich liebevoll, wie ihr Vater eigenhändig ein Auto für sie baute, in dem sie sich zusammen mit ihrem Hund Brok fotografieren ließ. Sein Enkel Zdeněk Ryšavý besuchte den Großvater um sich die Maschinen anzusehen, und zweifellos erbte er von ihm auch seine Liebe zu ihnen. Den größten Teil seines Arbeitslebens verbrachte er nämlich als Lokomotivführer. Wie ihn eine der Fotografien auf dem Motorrad des Großvaters zeigt, war dieses Erlebnis für den fünfjährigen Zdeňek wohl der Beginn seiner Vorliebe für Motorräder. Heute genießt Zdeněk Ryšavý seinen wohlverdienten Ruhestand, fährt auf seiner Suzuki und hat eine herrliche Sammlung von Model-Lokomotiven in einer gläsernen, beleuchteten Vitrine.

Zu der Sadlík-Familie gehörten auch die Angestellten. Wen eine Tochter zum Mann nimmt, das bestimmten früher meistens die Eltern. Davon kann auch Květa Matochová, geborene Tvarůžková erzählen: „Die Heirat meiner Mutter Aloisie Bartíčková (1922-2008) und meines Vaters Vojtěch Tvarůžek (1918-2008) war deren Eltern nicht recht. Die Familie meiner Mutter lebte in direkter Nachbarschaft der Firma Sadlík und meine Mutter arbeitete auch bei den Sadlíks,“ sagt Frau Květa und fährt fort: „Es wäre nicht gut gewesen, noch länger zu warten. Also organisierte Anna Sádlíková die Hochzeit im Mai 1944, ohne Hinsicht auf religiöse oder politische Orientierung, und sie und František bezahlten sie sogar auch noch.“ Damals war das ein familiäres Tabu. Aber heute, nach so vielen Jahren, dürfen wir verraten, das im Juni 1944 ihre älteste Tochter geboren wurde. Und Květa Matochová erinnert sich weiter: „Die Ehe meiner Eltern hielt mehr als 60 Jahre lang und sie verließen diese Welt auch sozusagen gemeinsam, meiner Mutter im April 2008 und mein Vater im September des gleichen Jahres.“ Die Dankbarkeit des Ehepaars Tvarůžek Sadlíks gegenüber überdauerte auch den Tod František Sádlíks. Die Tvarůžeks kümmerten sich um Frau Sadlík und standen ihr mehr als zwanzig Jahre bis zu ihrem Tod im Jahr 1983 zur Seite.

Im Jahr 1932 wurde František Sádlík die Ehrenbürgerschaft von Moravský Písek in Form einer sogenannten Heimaturkunde verliehen. Damals erkannten die Ratsherren von Moravský Písek nicht nur den Erfolg des Aufbaus eines Unternehmens an, sondern auch die Menschlichkeit und die moralischen Werte, nach denen František Sádlík und seine Frau Anna ihr ganzes Leben lang handelten.

Etwas moderner formuliert: Einige der „Schlüsselworte“ aus dem Leben und Werk von František Sádlík sind heute nicht mehr aktuell und gelten nichts mehr. In der Firma Sadlík bleiben sie aber ein Wert, den man nicht kaufen kann, ein Wegweiser, dem wir uns bemühen zu folgen.

Autor: Vladimír Bednařík